Elopement im Zillertal - eine Hochzeit auf der Hängebrücke
Adventure Wedding in Tirol mit freier Trauung auf der Hängebrücke an der Olpererhütte - kleine Traumhochzeit vor verschneiter Alpenkulisse
| Dirk Weber | Hochzeiten
Berghochzeit? Elopement?
Adventure-Wedding?
Was haben wir da eigentlich gemacht auf dem Berg in Tirol? War das eine echte Hochzeit? Ein Styled Shoot? Eine After-Wedding-Session?
Vom Charakter her war es ein Elopement - eine echte Trauung im ganz kleinen Kreis. Vom Drumherum war es eine Adventure Session - immerhin mussten wir erstmal auf den Berg kommen. Und wieder runter. Man weiß es nicht genau. Es war auf jeden Fall wunderschön. Doch lasst mich am Anfang anfangen. Denn wie sind wir eigentlich zueinandergekommen und wie kam es zu diesem “Adventureous-Mountain-Elopement-Wedding-Styledshoot-Inspirational-After-Wedding-Dings”?
Meistens suchen Brautpaare ja lange nach ihrem Hochzeitsfotografen, verfolgen die Arbeit auf Instagram, man lernt einander kennen und wenn alles passt, dann entscheidet man sich dann. Im Prinzip war das so auch bei Jessi und David. Für ihre Outdoor-Hochzeit in der Pfalz entschieden sich die beiden nämlich bewusst gegen einen Fotografen und stattdessen für ein großartiges Hochzeitsvideo (und eine Gin-Bar).Aber das ist eine andere Geschichte. Dass die beiden nämlich schließlich doch bei einem Hochzeitsfotografen gelandet sind, haben wir Jessis Kleid zu verdanken.
Jessis Traumkleid hat die eigentliche Hochzeit nämlich verpasst.
Jessi hatte sich in Köln in ihr Traumkleid verliebt. Bestellt war es dann auch bald - über ein Jahr vor der Hochzeit. Bei der Anprobe hat’s dann aber nicht gepasst. Umschneidern war angesagt. 4 Wochen später der nächste Anprobetermin und immer noch zu eng. Das Spiel ging noch eine Weile und statt eines passenden Kleides gab es Sport-Tipps. Geheiratet hat Jessi dann tatsächlich in einem anderen Brautkleid, das sie kurzfristig in der Nähe auftreiben konnte - auch wunderschön, gerade noch rechtzeitig und auch passend. Der Hochzeit hat das alles nicht geschadet.
Das Traumkleid kam dann auch bald - knappe 8 Monate nach der Hochzeit. Aber immerhin passte es dann. Das war Anlass genug, sich mal über Ideen für eine After-Wedding-Session im Traumkleid zu unterhalten.
Der Kontakt zwischen Jessi und mir war übrigens ein Zufall. Eigentlich wollte sie ein Mail an den Brautladen versenden. In der Aufregung ging das aber an die falsche Mailadresse - an meine. Seitdem waren wir in Kontakt. So hatte das alles auch sein Gutes.
Besondere Umstände
erfordern besondere Maßnahmen.
So sollte das auch mit den Hochzeitsfotos etwas besonderes werden. Bei einem ersten Brainstorming kamen wir dann schnell auf eine gemeinsame Leidenschaft für die Alpen, Schnee und Snowboarding. Und so entwickelte sich die Idee für eine kleine Hochzeit auf der Hängebrücke.
Und was ursprünglich als Schnapsidee begann, wurde zusammen mit Traurednerin Christina (selbst bekennende Bergziege) schnell konkret. Kurzerhand haben wir ein Ferienhaus im hintersten Winkel des Zillertals gebucht - urig, gemütlich und möglichst nah am Schlegeisspeicher und der Hängebrücke. Zeitlich haben wir uns ans Ende der Saison gehängt - die letzten Tage, bevor die Mautstraße zum Schlegeisspeicher und die Hütte auf dem Berg für den Winter geschlossen werden. Für das Wetter am Berg hatten wir einen Tag Puffer eingeplant. Und für den Notfall gab es in der Nähe auch eine Fallback-Lösung in Form einer Gletscherspalte. Dazu aber später mehr.
Auf ins Zillertal!
Los ging es dann am letzten Tag im September. Es war kalt aber sonnig und wir trudelten nach und nach in unserem Häuschen ein und machten es uns am Kachelofen gemütlich. Bei Pfälzer Wein konnten wir uns erstmal beschnuppern. Christina, und Carmen kannten Saja und ich schon von Hochzeiten aus der Region - wir alle sitzen im Taunus. Jessi und David sind dagegen aus der Pfalz und wir haben uns im Zillertal zum ersten mal persönlich gesehen. Mit dabei war natürlich auch Hugo, der die Aufmerksamkeit der kleinen Runde und das Sofa sichtlich genoss.
Das gemütliche Ferienhaus liegt am Ortsrand von Ginzling - direkt am Wald und mit wunderbarem Blick über den kleinen Ort am südlichen Ende des Zillertals. Wir waren völlig ungestört und konnten unser Projekt ganz entspannt gestalten.
Regen und Schneefall
Das Wetter machte uns tags darauf einen ersten Strich durch die Rechnung - echtes Hundewetter quasi. Wirklich überraschend ist das für Anfang Oktober im Zillertal aber nicht. Bei Regen und Schneefall machte eine mehrstündige Wanderung auf den Berg wenig Sinn - zumal wir wahrscheinlich ohne Sicht an der Brücke angekommen wären. Stattdessen bummelten wir also in Mayrhofen und gönnten uns die eine oder andere heiße Schokolade. Auch das mit dem Pfälzer Wein ließ sich bei diesem Wetter ganz prima vertiefen. Damit wuchs natürlich aber der Druck - am Folgetag musste es klappen!
Hugo rätselt schon seit jeher über die Herkunft des Begriffs "Hundewetter". Dass der strömende Regen Hunden irgendwie gefallen könnte, kann der der kleine Spanier sich beim besten Willen nicht vorstellen. Entsprechend kritisch schaut er durch die wie für Hunde gemachten Löcher im Balkon unseres Ferienhauses. Gassi ist nicht immer soooo wichtig.
Mautstraße zum Schlegeisspeicher geschlossen - wir fahren trotzdem
Für den nächsten Tag war dann aber Sonne angesagt und es ging schon früh los mit Getting Ready, während David sich aufmachte, den Strauß zu holen.
Mit zwei Autos fuhren wir dann in Richtung Mautstraße zum Schlegeisspeicher. Unsere Begeisterung erhielt jedoch schnell einen Dämpfer. Die Mautstraße war gesperrt. Eigentlich hätte sie noch einige Tage offen sein sollen, die Betreiber hatten jedoch aufgrund des Schneefalls am Vortag die Wintersperre einfach ein paar Tage vorgezogen.
Da standen wir nun. Zu Fuß von dort zur Brücke hätten wir zeitlich nicht geschafft - wenn es überhaupt möglich gewesen wäre. Auf den nächsten Tag wollten wir auch nicht warten - wer sagt, dass die Straße dann offen wäre!? Daher haben wir kurzerhand sechs Menschen + Hund in ein Auto gepackt - wenn Strafzettel, dann wenigstens nur für einen (ich hab schwäbisches Blut) - und sind um die Sperre herum über die geschlossene Mautstraße zum Stausee gefahren. Einen Strafzettel haben wir nie bekommen.
Die Mautstrecke zum Schlegeisspeicher windet sich etwa 7 km durch schneebedeckte Wälder. Ein großer Teil der Strecke verläuft dabei in einem einspurigen Tunnel. Wenn die Strecke regulär geöffnet ist, regelt eine Ampelanlage, dass man nicht überraschend auf Gegenverkehr trifft.
Eine "kurze" Wanderung auf den Berg
Der Parkplatz am Stausee ist quasi das Basislager. Von dort sind es nur noch 590 Höhenmeter bis zur Olpererhütte - für Einheimische und geübte Wanderer ein gemütlicher Spaziergang von unter 2h. Wir haben aber beinahe 3,5h gebraucht. Ob das an unserer Kondition oder an den ersten Schneefeldern und den vielen Fotomotiven unterwegs lag, darauf mag ich hier nicht eingehen. Auf jeden Fall war schon der Weg nach oben ziemlich beeindruckend.
Unser Ziel, die Olpererhütte der DAV-Sektion Neumarkt i. d. OPf. liegt in den Zillertaler Alpen auf 2.389 m Höhe im Hochgebirgsnaturpark Zillertaller Alpen, oberhalb des Schlegeisspeichers (1.782 m).
Die Olpererhütte ist die Rettung für müde Wanderer.
Leider kamen wir so hinter unserem Zeitplan an der Hütte an, die uns netterweise mit dem letzten Schnitzel des Jahres wiederbelebt hat. Nach uns ging nämlich auch die Olpererhütte in die Winterpause. Schon im Sommer kann die Hütte nur mit Hubschrauber beliefert werden. Im Winter wird dann die Gastro komplett eingestellt und die Hütte dient nur noch als Notunterkunft.
Zu Schnitzel und Skiwasser gab es dann noch ein schnelles zweites Getting Ready vor dem unglaublichen Gletscher-Berg-Stausee-Panorama, bevor wir uns auf die letzten Meter zur Brücke machen sollten.
Die Olpererhütte ist nur in der Sommersaison bewirtschaftet - üblicherweise von Mai bis Anfang Oktober. In dieser Zeit bietet sie auch Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 60 Gäste. Im Winter steht nur ein Notlager zur Verfügung.
Das Brautkleid und die Brücke
Das Kleid hat den Weg auf den Berg gut verschnürt auf Davids Rücken verbracht. An der Brücke kam es nun endlich zum Vorschein. Und während Carmen an Jessi das MakeUp finalisierte entstand unbeobachtet das Foto vom Kleid wie es an der Brücke hängt - eine Sache unter uns Jungs. Jessi hätte das nicht gutgeheißen.
Apropos Jessi... die hat eigentlich Höhenangst. Das ging bei der Planung wohl irgendwie unter.
In Richtung Tal geht der Blick auf den Zillertaler Hauptkamm mit den zwei höchsten zwei Gipfeln der Zillertaler Alpen (Großer Möseler 3.480m und Hochfeiler 3.509m) am südlichen Ende des Schlegeisspeichers. Die Brücke selbst liegt auf dem Tuxer Kamm, mit dem 3.476m hohen Olperer im Rücken.
Die Hochzeit auf 2.400 Metern
Auf der Brücke gab es dann eine richtig ausführliche Zeremonie. Christina hatte im Vorfeld lange und oft mit den beiden telefoniert und eine wundervolle Traurede gezaubert. Und obwohl das ganze eigentlich als After-Wedding-Session begonnen hatte, wurde in der der Konstellation ein waschechtes Elopement daraus - nur Jessi und David, Christina als Rednerin, Saja und ich als Fotografen und Carmen für Haare, Makeup und Hugositting.
Für die beiden war das ein echter intimer Moment. Und es gab sogar Tränen.
Christina Feix ist erfahrende Standesbeamtin und freie Traurednerin aus dem Taunus. Zu ihren Hobbies zählt das Bergwandern in der Schweiz. Die besondere Lage dieser Traulocation war für sie daher keine besondere Herausforderung. Für ihre Paare gibt sie ohnehin immer alles und versucht, die Zeremonie so individuell und persönlich zu gestalten wie nur möglich.
Die Brücke ist ein Instagram-Hotspot. Leider.
Besonderheit der Hängebrücke an der Olpererhütte ist, dass man auf Fotos den Eindruck bekommt, als würde man in unendlicher Höhe über dem Stausee schweben. In Wirklichkeit ist die Brücke nur wenige Meter lang und führt in nicht mal 3 Metern Höhe über einen Bergbach, der erst dahinter steil ins Tal abfällt. Für die spektakulären Fotos braucht es daher keine Drohne, sondern, die entstehen bequem von einem der vielen Felsen etwas weiter oben im Bach.
Deshalb ist die Brücke wohl auch bei den Instagrammern so beliebt. In der Saison macht das die Brücke allerdings unattraktiv. Im Netz kursieren Videos, wie Leute für ein Foto auf der Brücke Schlange stehen - für ein intimes Elopement kein guter Ort. Aber dafür wurde die Brücke ja auch nicht gebaut, sondern bereits da hatte man sie als Foto-Hotspot im Sinn. Denn nur wenige Meter weiter oben ließe sich der Bach viel einfacher überqueren. Nur der Blick wäre nicht der gleiche.
Hochzeitsfotos mit Tiroler Bergpanorama
Wir waren derweil froh über den Zeitpunkt so spät im Jahr und nicht zuletzt über die Sperrung der Mautstraße. All das zusammen hielt andere Wanderer erfolgreich fern und wir hatten den Berg für uns alleine und waren völlig ungestört.
Viele der Fotos entstanden also mit längeren Brennweiten von oberhalb. Glücklicherweise war als zweite(r) Fotograf(in) meine Frau Saja dabei. Normalerweise ist Saja eigentlich als Businessfotografin in Frankfurt im Einsatz und kraxelt nicht auf Bergen rum - ohne sie und ihre Position am Ende der Hängebrücke wären die Motive während der Trauung aber erheblich weniger abwechslungsreich geworden. Außerdem hätte ich auch ziemlich rennen müssen.
Nach der Trauung widmeten wir uns noch eine Weile den Portraits. Mit unserem strapazierten Zeitplan war das ein straffes Programm, das bis zur letzten Minute ausgereizt wurde. Etwas Abendstimmung wollte ich unbedingt mitnehmen, den mehrstündigen Weg ins Tal aber auch nicht bei völliger Dunkelheit antreten.
Das ist uns auch fast gelungen. Die letzte Stunde des Weges haben wir im Schein der Smartphone-Taschenlampen zurückgelegt, ohne dass es zu Zwischenfällen kam.
Bei Hochzeitsfotos geht es um Gefühle und um Licht. Für die besten Ergebnisse muss beides passen. Das wird besonders zur Herausforderung, wenn das Licht minütlich weniger wird und man unter Zeitdruck gerät. Dann muss man sich eben auch mal ranhalten.
Wundervolle Berghochzeit.
Einzigartiges Elopement.
Adventureous Wedding.
Aufregende After-Wedding-Session.
Wie auch immer man dieses Projekt nennen mag, es war eine rundum gelungene Aktion - ein unvergessliches Erlebnis mit viel Emotion, großartigen Fotos und ohne Verluste. Im Anschluss wurde zusammen gekocht und die Sache mit dem Pfälzer Wein finalisiert. Völlig fertig, aber unglaublich glücklich ging es dann für alle in die gemütlichen Betten unseres alten Bauernhauses. Und ja, es gehörte auch ein bißchen Glück dazu, dass alles so toll zusammenkam. Glück und die fantastischen Menschen die mitgemacht haben. Danke Euch allen!
Am Folgetag ging es übrigens nochmal auf den Berg. Diesmal tief in den Schnee zu einer After-Wedding-Session in der Gletscherspalte. Aber diese Geschichte zeige ich Euch ein anderes mal.
Unten findet Ihr noch viele weitere Fotos von diesem Elopement auf dem Berg. Ein Klick genügt.
Viel Spaß beim Stöbern!
Links & Facts
Location: Olpererhütte
www.olpererhuette.de
Traurednerin: Christina Feix "Für immer immer"
www.fuer-immer-immer.de
Hair and MakeUp: Carmen Habl
www.carmenhabl.de
Brautkleid: Madam Burcu
www.madamburcu.com
Begleithund: Hugo (der Watz)
www.thegassiexperience.de
Ferienhaus: Siglaste (Ginzling, Tirol)
www.interhome.com
Kebema Panoramabrücke
wenige Meter oberhalb der Olpererhütte
Olpererhütte
Dornauberg 110
6295 Ginzling
Österreich
Ferienhaus Siglaste
Dornauberg 42
6295 Ginzling
Österreich