10 Jahre Hochzeitsfotografie in Irland - wie alles begann
| Dirk Weber | Hochzeiten
Die Geburtsstunde von
Wild Atlantic Weddings
Seit damals hat sich eine Menge verändert ...
Auf meinem Weg habe ich seitdem viele Menschen getroffen, von denen einige zu engen Freunden geworden sind. Meine Fotografie hat sich verändert - ich sehe anders und arbeite anders. Mittlerweile kann ich auch anständig blitzen. In vergleichbaren Situationen würde ich es daher höchstwahrscheinlich gar nicht mehr tun. Ich habe etwas längere Haare auf dem Kopf und womöglich mehr Umfang am Bauch. Aber dafür sind meine Kameras heute kleiner und schneller. Fotospots in Irland musste ich damals noch mühsam suchen, heute finde ich sie blind. Und eine weitere bedeutsame Erkenntnis von damals ist wohl, dass die Sommerzeit für Fotos in Irland undankbar ist. Wieso? Das beste Licht ist dann spät abends und wenn man es nicht verpassen will, verpasst man zwangsläufig das Essen - im Herbst ist das besser. Das Wetter übrigens auch - zumindest meistens.
Der Film von damals ist vor dem Hintergrund heute sicher nicht mehr als Imagefilm zu gebrauchen. Aber er bleibt trotz allem ein spannendes Zeitdokument zu 10 Jahren Brautrausch in Irland - gerade in Zeiten in denen praktisch alle Hochzeiten in Irland wegen COVID-19 verschoben oder abgesagt wurden.
So ist der Film eine kleine Zeitreise in meine Vergangenheit, in die Vergangenheit des Brautrauschs und zu den Wurzeln von Wild Atlantic Weddings - meinen Hochzeitfotos in Irland. Und was außerdem bleibt, ist das Motto des Films...
Mit dem Brautpaar nach Irland
Nach Irland zu kommen war zu der Zeit gar nicht so einfach - nicht wie heute wegen Corona, Lockdown und Reisebeschränkungen, sondern wegen eines Vulkans.
Erinnert sich noch jemand an den Eyjafjallajökull? Dass dieser in Island und nicht in Irland zu Hause ist interessierte die Vulkanasche seinerzeit relativ wenig. Und so kam es nach dem Ausbruch im März 2010 in ganz Europa monatelang zu massiven Behinderungen im Flugverkehr - auch für uns.
Ein Flughafen
zwischen Kühen und Schafen
Im Juli 2010 war es dann endlich soweit. Mit Anja und Andreas, meinem Brautpaar, und Wolfgang unserem Videofilmer im Gepäck, ging es mit RyanAir von Frankfurt-Hahn nach Kerry.
Leider steht die Verbindung aktuell bei RyanAir zur Diskussion. Das wäre schade, denn kaum ein anderer Zielflughafen lässt einen so schnell in den Westen Irlands eintauchen wie Kerry County. Der Landeanflug führt über Felder, Kühe und Schafe und plötzlich ist man da. Genauso plötzlich hat man den Flughafen auch schon wieder verlassen. Denn direkt hinter dem Eingang wartet das Gepäckband. Und hinter der nächsten Tür steht man schon in der Empfangshalle. Entsprechend kurz ist der Weg ins nächste Pub nach Killarney oder Tralee. Wir entschieden uns seinerzeit für letzteres.
Und so saßen wir nur 20 Minuten nach Übernahme unseres Mietwagens bereits bei unserem ersten Cider über der Routenplanung für die nächsten Tage.
Shannon Ferry (Tarbert <-> Killimer)
Kerry Airport
Doolin, Co. Clare
Coumeenoole Beach, Dingle, Co. Kerry
The Burren, Co. Clare
Tralee, Co. Kerry
Dingle, Co. Kerry
Doolin
Vier Pubs und eine Handvoll Häuser
Erste Station sollte Doolin im County Clare sein. Dazu fuhren wir von Tralee aus nordwärts via Tarbert über den Shannon, der hier eher nach einem Meeresarm aussieht als nach einem Fluß, bis nach Killimer im County Clare. Von dort ging es durch den Regen weiter bis zu unserem Ziel Doolin, dem kleinen Ort in West-Clare.
Doolin ist ein toller Ausgangspunkt für zahlreiche Hotspots an der Westküste - die berühmten Cliffs of Moher, die Aran Islands oder den Burren, einer fast schon surrealen Karstlandschaft - alles nur einen Katzensprung entfernt. Dazu kommt, dass Doolin trotz des sehr lebendigen Tourismus einfach unglaublich charmant und gastfreundlich geblieben ist. Und neben fantastischem Publeben - Doolin gilt als das Herz des Irish Folk - hat es auch optisch einiges zu bieten.
Wenn das Licht ruft, dann fällt das Essen eben auch mal aus
Natürlich mussten wir das Setting von Doolin auch gleich für einige Fotos und Filmszenen an der felsigen Küste nutzen.
Der Haken am Sommer: Das attraktive Abendlicht bekommt man erst relativ spät. Gleichzeitig schließt die Küche in den meisten Pubs bereits um 21:00 oder 21:30. Unvorbereitet wie wir waren hieß das für den ersten Abend also Kartoffelchips mit “Vinegar Taste” statt Abendessen.
Die Getränkeauswahl im McDermott’s - einem wunderbaren “Local Pub” - konnte uns glücklicherweise versöhnen. Nicht ganz unbeteiligt war auch die liebevolle Betreuung durch Chefin Patsy und ihrem Team. Die Party zu Live Musik mit den Locals bis spät in die Nacht tat ihr übriges. Anja musste tanzen (nicht nur mit Andreas) und bekam sogar ein Ständchen - wer braucht da schon Abendessen!?
Full Irish Breakfast und volles Programm
Am nächsten Morgen ging es früh los, mit einem Full Irish Breakfast - Spiegelei, Speck, Würstchen, Black und White Pudding, Baked Beans, gebratene Champignons und Tomate sowie Toast und irisches Soda Bread - eine solide Grundlage für einen Tag mit straffem Programm.
Bei den ersten Fotos irgendwo auf einer Straße in Richtung Burren hatten wir nicht nur tierische Zuschauer, sondern es begegneten uns noch einige Pubbesucher vom Vorabend. Dass wir unser Shooting offenbar auf mitten auf deren Route zur Arbeit eingelegt hatten sorgte gleich wieder für Partystimmung wie am Abend zuvor.
Vorbei an Lisdoonvarna - dem Ort, in dem jedes Jahr im Spätsommer ein traditioneller Matchmaker Paare zusammenbringt und Hochzeiten schmiedet - führte uns unser Weg in das Herz des Burren - zu Steinkreisen, 5000 Jahre alten Megalithen und Ruinen von Kirchen aus lange vergangenen Zeiten Irlands.
Vom County Clare
ins Kingdom of Kerry
Bald mussten wir Clare aber schon wieder hinter uns lassen. Unser Weg führte uns südwärts Richtung Kerry. Da am nächsten Tag ja schon wieder unser Flieger nach Deutschland gehen würde hatten wir noch einiges vor und dafür einige Spots auf der Halbinsel Dingle im Auge - ein straffes Programm.
Über den spektakulären Conor Pass gelangten wir durch die Wolken in das Küstenstädtchen Dingle, mit seinen bunten Häusern und lebendigen Straßenzügen. Dingle lohnt unbedingt - wegen seines Seafoods, der vielen Pubs und natürlich der Dingle Distillery. Wir hielten uns dennoch nicht lange auf, sondern fuhren an der Küste entlang nach Westen.
Der sogenannte Slea Head Drive ist eine der schönsten Strecken des heutigen Wild Atlantic Way und belohnt einen immer wieder - mit wunderschöner Küste, fantastischer Aussicht und Möwen, die Haferkekse aus der Luft fangen.
Fotos mit Brautkleid im Atlantik
Kurz hinter dem Slea Head, in einer der westlichsten Ecken Irlands, findet sich ein kleiner versteckter Strand - Coumeenoole Beach - an dem wir das Finale unserer After Wedding Sessions einläuten sollten. Auch wenn die Stelle schon lange kein Geheimtipp mehr ist, am Abend (Essenszeit, Ihr erinnert Euch?) ist man oft völlig allein und trifft höchstens mal auf einen Seehund.
Der Ozean vor der Küste von Kerry ist auch im Juli mit um die 15°C nicht besonders gemütlich. An einem Tag wie unserem, mit starkem Wind und heftiger Strömung gilt das ganz besonders. Trotzdem haben Anja und Andreas nochmal alles gegeben. Vor allem Anja stürzte sich als Braut mutig in die Fluten und hat so für unglaubliche Motive gesorgt.
Weit in der Ferne sieht man am Horizont die Umrisse der Skellig Michael - mittlerweile Star-Wars Drehort und ganz nebenbei Inspiration für das Logo von Wild Atlantic Weddings.
Habt Ihr auch Lust auf Fotos?
Egal ob in Irland oder Zuhause in Deutschland vor Eurer Haustür - Engagement- oder After-Wedding-Session, eine Hochzeitsreportage oder einfache Portraits - was immer Ihr wollt.
Vom Strand ins B&B, ins Pub, ins Bett und zurück nach Hause
Nach unserer Fotosession ging es nass, leicht verfroren aber ziemlich glücklich zurück nach Tralee. In unserem B&B dort mussten wir zuerst noch Anjas Brautkleid vom Sand befreien - erstaunlich was sich da alles so verfängt. Und während wir das Kleid zum Trocknen im gut geheizten Bad zurückließen, machten wir noch ein bißchen die Stadt mit ihren vielen Pubs unsicher - ein gelungener Abschluss.
Dort in Bailey's Corner mitten in Tralee hängt übrigens auch das Plakat, das uns zum Titel des Films inspiriert hat - Expose Yourself to Ireland - wenngleich das auf dem Plaket geringfügig anders umgesetzt wurde. ;)
Todmüde fallen wir ins Bett, am nächsten Tag geht es schließlich schon wieder Richtung Flughafen und dann zurück nach Deutschland - im Gepäck eine Menge intensiver Eindrücke und einzigartiger Erlebnisse für alle Beteiligten.
Danke an alle, dass Ihr damals vor 10 Jahren dabei wart!
Expose Yourself to Life
Irland hatte ja schon lange vor diesem Trip mein Herz erobert. Und es hat mich bis heute nicht losgelassen. Und mit “Wild Atlantic Weddings” hat das Projekt von damals auch längst einen offiziellen Namen bekommen.
Über Patsy - die Chefin des McDermott’s in Doolin - kam in Folge unseres Drehs der Kontakt zu einem wunderbaren Brautpaar aus dem County Clare zustande. Daraus wurde meine erste echte irische Hochzeit - mit Caitriona und Paudie in Bunratty und Ennis. Auf die erste Hochzeit in Irland folgten bald viele weitere - von Iren, aber auch von deutschen Paaren, die in Irland geheiratet haben, und nicht zuletzt mit Paaren von überall aus der Welt, die meine Leidenschaft für die Grüne Insel teilen.
Aktuell steht natürlich vieles still. Die Vorsicht vor COVID-19 hat Europa und nicht zuletzt in Irland fest im Griff. So sind alle meine irischen Hochzeiten dieses Jahr auf 2021 oder sogar 2022 verschoben. Bis dahin heißt es also durchhalten - gerade für ein Land, in dem viele Regionen so stark vom Tourismus abhängen. Hoffen wir, dass irgendwann wieder sowas wie Normalität einkehrt. Oder wie die Iren sagen…