Hochzeit in San Francisco – mein Erstes Mal als Hochzeitsfotograf
Eine Trauung in der City Hall von San Francisco, Hochzeitsfotos in Parks und an der Golden Gate Bridge, Feiern in Berkeley und Eindrücke rund um die wundervolle Bay Area
"Hochzeit in San Francisco" oder "Mein Erstes Mal als Hochzeitsfotograf
Es war einmal, im April 2004...
Nein, jetzt kommt kein Märchen. Neulich saß ich nur mit einigen Kollegen zusammen und wir haben über unsere ersten Hochzeiten gesprochen. Und das nehm ich nun zum Anlass, Euch meine allererste Hochzeit zu zeigen - die von Nelly und André im April 2004 in San Francisco.
Hochzeitsfotografie war bis dahin für mich kein Thema. Im Gegenteil. Die große Verantwortung die sowas für den Fotografen mitbringt, die Herausforderung und den Zeitdruck dahinter hab' ich immer gescheut. Die beiden sind sehr liebe Freunde und an verpfuschten Hochzeitsfotos sind schon Freundschaften zerbrochen. Vielleicht war es daher jugendlicher Leichtsinn, aber ich hab mich auf das Thema eingelassen und war zusammen mit meiner Frau Nina (unsere eigene Hochzeit war auch noch gar nicht so lange her) in Kalifornien dabei.
Nelly, André und ihr kleiner Sonnenschein Noah hatten für die Zeit ein Häuschen in den Hügeln von Berkeley, mit wunderbarem Blick über die Bay auf die Golden Gate Bridge. Das Wetter war die komplette Zeit über perfekt. Wir waren dabei bei Streifzügen durch Chinatown und über die vielen Hügel der City. Wir haben Nachmittage am Muir Beach verbracht und unzählige Becher Kaffee von Peet's Coffee getrunken. Wir waren dabei, als auf dem Weg zum Standesamt unsere Limousine im Stau an der BayBridge steckenblieb und die gesamte Hochzeitsgesellschaft auf die Bahn - die BART - umsteigen musste, wo eine kalifornische Lady dem Bräutigam erstmal seinen Blumenschmuck richten musste. Und natürlich waren wir dabei als sich Nelly und André in der Rotunde der City Hall von San Francisco schließlich das "Ja-Wort" gaben.
Ein Traum für eine Hochzeitsreportage!
Hätte ich damals nur schon gewusst, was eine Hochzeitsreportage ist. ;-)
Hierzulande war der Reportagestil in der Hochzeitsfotografie noch nahezu unbekannt. Dass es also nicht ausschließlich Bilder geworden sind, wie sie seit gefühlten 100 Jahren in den Schaufenstern von Fotografenläden zu finden sind, ist nur dem Zufall zu verdanken.
Das Erlebnis war auf jeden Fall entscheidend. Ich LIEBE die Hochzeitsfotografie! :-)
Natürlich hat sich seitdem unendlich viel getan. Vieles würde ich anders und aus heutiger Sicht "besser" machen. Technik und Rahmenbedingen haben sich weiterentwickelt, genauso wie mein Sicherheitsdenken und sicher nicht zuletzt auch meine Bilder.
Das Equipment war für 2004 gar nicht mal so übel. Heute ist's zwar deutlich umfangreicher, lichtstärker und schlicht auch schwerer, aber mit dem Zeug von damals konnte man arbeiten... zumindest solange es hell war. Ach ja, einen Faltreflektor hatte ich noch dabei und hab ihn am Tag der Hochzeit dann auch prompt im Zimmer liegen lassen. Backup-Equipment hatte ich natürlich keines.
Eine Hochzeit ohne zweite und dritte Kamera würde mir heute dagegen den puren Angstschweiß ins Gesicht treiben. Und hey, ich bin eigentlich eher der entspannte Typ.
Während der Trauung blitzen? High-ISO war seinerzeit ein Fremdwort (meine Kamera konnte es schlicht nicht) und ein paar Monate davor war ich ja auch noch in der analogen Welt zu Hause. War es dunkler wurde eben geblitzt was das Zeug hält. Available Light war eher schwierig.
Gut, Blitze sind was feines. Direkt auf der Kamera haben sie aber nur in den seltensten Fällen etwas verloren. Und während der Trauung wünsche ich mir heute jedes mal, dass Menschen, welche die Stimmung während der Zeremonie mit ihrem Blitz zerstören, der selbige treffen möge. ;-)
Auch bei den Motiven selbst hat sich viel getan. Selbst im Portraitteil von Hochzeiten lasse ich "meinen Paaren" mehr freie Hand und gebe höchstens ein bißchen Hilfestellung. Die besten Motive entwickeln sich meist ganz von allein. Drumherum achte ich mehr auf "Momente" und darauf sie wirklich einzufangen. Da war früher sehr viel Zufall im Spiel. So hat sich auch die Bildgestaltung massiv geändert. Vieles ist heute bewusster, Motive anders positioniert, besser "geframed", symmetrische Formen besser genutzt, Licht und Schatten gezielter eingesetzt.
Und schließlich die Nachbearbeitung... Erstmal hab ich vieles direkt in JPG fotografiert - dank der bis heute sensationellen JPG-Engine der Olympus-Kameras an sich gar nicht so schlimm. Aber für Korrekturen wären RAW-Dateien schon besser gewesen, sei es nur ein korrekter Weißabgleich bei Innenaufnahmen. Dafür hab' ich seinerzeit viel Energie in unnötige bis übertriebene Hautretusche gesteckt. Da ist weniger mittlerweile mehr. Weniger Übertreibung, nicht weniger Liebe zum Detail. ;-)
Eine Hochzeit in San Francisco oder irgendwo an der Pazifikküste würde ich liebend gerne mal wieder begleiten.
Wenn Ihr dort heiratet... Meldet Euch!